BEAUJOLAIS: DER UNGLAUBLICHE MONSIEUR BURGAUD UND SEINE WEINE


Anno 2011. Meine erste Flasche Wein von Jean-Marc Burgaud war wie ein Weckruf. Da stand Beaujolais drauf - und es war Wein drin! Das ist bei Erzeugnissen dieser Region nicht immer der Fall, die vinologische Abscheulichkeit des Beaujolais Primeur steht dafür exemplarisch. Aber das, was ich im Glas vorfand, war richtiger Rotwein. Richtig guter Rotwein, tief, dunkel, würzig, elegant, ungeheuer animierend. Ich wollte mehr davon. Viel mehr. Aber das war ein Problem. Denn der Winzer, Jean-Marc Burgaud ist mit modernen Kommunikationsmitteln nicht wirklich innig verbunden. Zum Glück gibt es mittlerweile einen Importeur in Deutschland. Und die Möglichkeit den Mann einfach zu besuchen. 


Die Begrüßung auf dem Weingut ist ausgesprochen freundlich. Jean-Marc turnt zwischen den Rebstöcken herum, die sich zwischen seinem Haus und der Strasse stehen. Ist hakt immer was zu tun, sagt er lachend. Ein lachen dass für die nächsten zwei Stunden nicht mehr aus seinem Gesicht weicht. Er ist sicher einer der freundlichsten Winzer die ich kenne. Hat ja auch guten Grund zum Strahlen. Seine Weine sind mittlerweile schwer angesagt, die Fachpresse jubelt, Parker punktet, sein Importeur verkauft. Läuft, wie es so treffend heisst. Und auch die aktuelle Ernte (2013) macht Jean-Marc Freude. Im Gegensatz zu den Kollegen aus dem Burgund kann er sich weder über die Erntemenge, noch über die Qualität der Trauben beklagen. Übrigens: Er baut seine Weine in 3 Jahre gebrauchten 350 L Fässern aus Meursault aus. Weil die sind schön sauber, sagt Jean-Marc. Und preiswert. Also dann - ran an die Gläser!



Beaujolais Blanc 2013: Der Wein hat kein Holz gesehen, wurde ausschliesslich im Stahl ausgebaut. Stammt von lehmigen Böden. Hat die typische Chardonnay Nase, etwas Banane, Grapefruit. Dank der Säure trotzdem schlank und frisch. Insgesamt 
etwas molliger als der 2012.

Es folgten Fassproben der 2013er Weine. Zuerst der Beaujolais Village: Jean-Marc hat den Most 7 bis 8 Tage auf der Schale gelassen. Daher rührt seiner Meinung nach der blumige Duft in der Nase. Der Wein präsentiert sich derzeit fruchtig, ist aber noch stark von Gerbsäure geprägt, die Tannine sind sehr präsent.

Regnier: Lebhaftes Lila, Nase noch von CO2 geprägt. Leichter Typ, grazil, leicht zu trinken. Kein vin de garde - ein Vin de plaisir!

Morgon Les Charmes: Mehr Struktur als der Regnier, auch mehr Tannin. Frucht und Mineral im schönen Gleichklang.

Morgon Le Grand Cras: Wunderschöner Blütenduft. Fast schon parfümiert. Aber auch Kirschen, Sauerkirschen um genau sein. Gestützt durch kräftige Tannine, wird ein Langläufer.

Morgon Côte de Py: Weniger duftig als der Le Grand Cras. Aber mit mehr Struktur, schwarze Johannisbeeren. Viel Extrakt. Mehr Frische als 2011, mehr Frucht als 2010.



Dann wurden ein paar Flaschen geöffnet. Alle aus 2012:
Morgon Les Charmes: Duftig, im Mund schwarze Kirschen, runde, aber kräftige Tannine. Kaffee, sogar ein Hauch Malz. Strukturiert.

Morgon Les Grands Cras: Nase mutet ein wenig wie Pinot Noir an, aber ist ansonsten noch komplett verschlossen. Etwas alkoholisch, aber ausgewogen. Die Kirschen sind da!

Morgon de Py: Das ist richtig guter Rotwein, schön balanciert zwischen Frucht, Körper und Geschmeidigkeit. Sehr ausgewogen. Der Rousseau unter den Morgons Burgauds.

Javernieres: 100% im Holz ausgebaut. Süsse, Frucht, ein Hauch Vanille. Schon in der Nase ist der Schmelz zu spüren. Im Mund harmonisch, mit Biss im Hintergrund. Sehr reich, nicht üppig, aber doch extraktreich. In Zukunft will Jean-Marc den Holzeinsatz weiter zurück fahren.

James: Ist von Anfang an 'lauter' als der Javennieres. Zugänglicher, reicher, sicher besser zu verstehen. Aber auch hier gibt es richtig viel Tannin, dass den Wein trefflich altern lassen dürfte.






Damit war die Pflicht im Keller erledigt. Es ging an die Kür. Denn Jean-Marc zeigte sich wild entschlossen, noch das ein oder andere Fläschchen zu köpfen. 


Javernieres 2009: wild, fleischig, orientiert sich eher nach Süden, ist in der Aromatik eher im Nord-Rhône Stil anzusiedeln  Wacholderbeeren, Kräuter. Dicht gewoben, straff, Mengen von Tannin. Steht noch nicht mal am Anfang der Trinkreife.
Morgon de Py 2006: Animalisch, zugänglich, rund, tiefe Frucht, frische Säure, dichte Tanninstruktur. Für ein 'vergessenes' Jahr hervorragend und langlebig. Mindestens für 10 zusätzliche Jahre gut. Dürfte als Pirat jede Nord-Rhône-Probe sprengen.

Morgon de Py 1994: Gereifte Nase, aber nicht überreif. Leichter Jahrgang, kommt eher verspielt daher. Schön gereift, ausgewogen. Ein Hauch Liebstöckl, aber nicht störend.





Wir haben dann noch ein wenig über den Irrsinn mancher Vermarktungsorganisationen geschmunzelt. Etwa der für das Beaujolais zuständige Winzerverband. Der versucht den Winzern klar zu machen, dass es auch Beaujolais für 100 Euro die Flasche geben kann, oder besser, geben sollte. Um das Image der Region nach vorne zu bringen, brauche es solche Leuchttürme. Wer das kaufen soll, ist den Winzern im Beaujolais ein Rätsel. Ich bin ehrlich gesagt froh, daß Jean-Marc das auch so sieht. Und lade mir den Kofferraum weiter mit seinen unglaublichen Weinen voll. Spätestens beim nächsten Besuch bei diesem unglaublich sympathischen Kerl!


Beliebte Posts aus diesem Blog

WER HAT'S ERFUNDEN? BASTURMA, PASTIRMA, PASTRAMI UND PASTRAMA

ORANGENMARMELADE: ACH DER HERR SIEBECK ...

Silvaner liebt Saibling liebt Spargel ...