TALKIN' 'BOUT MY GENERATION: JUNGE KERLE AUS DER PFALZ


Es gibt mehr als eine JungwinzerInnen Veranstaltung in Deutschland. Könnte man inflationär nennen, muss man aber nicht. Denn im Prinzip ist es eine tolle Sache - sich konzentriert an einem Nachmittag durch das Sortiment von 15 - 20 Nachwuchswinzern zu trinken. Und wenn man zur An- und Abreise nur die U-Bahn nehmen muss, hat das doch auch sehr viel Schönes.


Eigentlich bin ich ja ständig und immerzu in der Pfalz, mein Freund Matthias Mangold lebt und arbeitet ebendort, der Besuch bei ihm ist immer ein willkommener Anlass, um auch ein paar Winzer zu besuchen. Abgesehen davon gibt es bei ihm immer reichlich zu probieren und zu entdecken. Trotzdem: Wie überaus praktisch, wenn die jungen Winzer aus der Pfalz nach München kommen. So spare ich mir die Fahrerei und kann trotzdem auf Entdeckung gehen. „Generation Pfalz“ nennt sich diese Kommunikationsaktion der jüngeren Pfalzwinzer. Die Herren - Damen habe ich leider nicht entdecken können - sind von Nord nach Süd unterwegs um zu zeigen was sie können. Was nicht wenig ist. 

Perfekt ausgebildet und in der Welt rumgekommen

Das Niveau der Weine ist durch die Bank hoch, da gibt es keinen wirklichen Ausreißer nach unten. Die jungen Leute sind vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig am Suchen, haben den eigenen Stil noch nicht bei jeder Rebsorte gefunden. Aber handwerklich ist das immer einwandfrei. Und wer weiß, was aus den Kollegen noch wird. Im Prinzip sollte man sich eindecken, wie es nur geht. Denn dann hat man genau das im Keller, was die zu spät Gekommenen für viel Geld kaufen oder gegen ausgewählte Flaschen tauschen wollen. Vor allem bei den bekannten, großen Lagennamen sollte man aufmerksam werden. 



Zum Beispiel der Lucashof Pechstein 2015. Unbestritten eine der besten und bekanntesten Lagen der Mittelhaardt. In der Nase helles Karamell, dazu eine zarte Fruchtandeutung. Sehr kompakt und noch verschlossen. Aber so will Philipp Lucas das, der Wein soll dezidiert reifen. Nur dann, so glaubt er, wird er das Potential der Lage wirklich zeigen. Im Moment spürt man mehr als das man schmeckt, zu dicht ist alles im Mund beieinander. Große Lage, großer Wein - und huuuups - kleiner Preis. Denn Riesling Pechstein für etwas mehr als 10 Euro - wo gibts das sonst noch? Ähnlich die Situation bei Moritz Schneider vom Weingut Jesuitenhof. Sein Riesling Mandelpfad 2015 deutet sofort an „Huhu, lieber Trinker, das hier ist Extra-hakt!“. Sehr kraftvoll und würzig, exotische Frucht und filigrane Säure - er hat praktisch alles, was auch die VDP-Nachbarn Knipser oder Kuhn aus der Lage holen. Vielleicht noch nicht ganz in der Tiefe und in der Präzision auf dem Stand der Nachbarn - aber auf dem Weg dahin. Auch hier kostet das Ganze nicht mal die Hälfte von dem, was die berühmten Mitbewerber aufrufen. 


Soweit, so weiß. Und die Rotweine? Können sie auch. Logo. Ist ja warm genug, um auch die verrücktesten Rebsorten reif werden zu lassen. Beispiel der Pinot Madeleine vom Weingut Petri. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als Frühburgunder. Im ersten Moment leicht und in seiner Kirschfruchtigkeit an Gamay (=Beaujolais) erinnernd, kommt doch ziemlich schnell viel weisser Pfeffer dazu. Das hat zwar stolze 14° Alkohol, aber das zischt durch den Mundraum wie nichts. Das ist kein Strukturmonster, aber hat Frische und Schliff. Wenn ich mir vorstelle, dass es den Spass für 7 € ab Weingut gibt. Unfassbar! 

Oder der Syrah S 2015 von Peter Klein. Eine Rebsorte, bei der ich schnell als Dogmatiker betitelt werde. Denn ich mag eigentlich nur das Zeug von der nördlichen Rhône, der Rest ist Marmelade. Aber Peter, mein Peter, was hast Du da gemacht? Das hat den typischen Mix aus Pfeffer, Nelke, Veilchen und rohem Fleisch, genau das Richtige für Nordrhône Addicts wie mich. Der Wein ist gerade erst in der Flasche, aber er kommt schon sehr angenehm schlank und finessenreich daher. Präzise Frucht, Würze, feine Tanninstruktur. Natürlich sehr jung, trotzdem schon richtiger Trinkspass. Herr Klein, das wird zu beobachten sein! Spätestens im März, wenn ich in der Pfalz bin. Quasi als Gegenbesuch. 
Und für alle Weinfreunde in Köln und Berlin: Am 13.02. (Köln) und 14.02. (Berlin) könnt ihr Euch davon überzeugen, daß ich keinen Blödsinn erzählt habe. 



Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum

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