BURGENLAND IN MÜNCHEN: ROTWEINE GEGEN DIE KÄLTE



Sie kommen immer wieder gerne nach München, und ich habe sie immer wieder gerne hier: 72 Winzer aus dem Burgenland werden am 19. Oktober die Tonhalle rocken, 400 Weine stehen zum Verkosten an. Schwerpunkt für mich: Die kraftvollen Roten aus Blaufränkisch, wird ja langsam kalt da draußen. Da kommt was warmes Rotes gerade recht. 

So schaut's aus: Rebzeilen am Eisenberg
Sah mal gar nicht so gut aus für das Burgenland. Der 'Eiserne Vorhang' drückte die Gegend an den äußersten Rand der westlichen Welt, Straßen führten ins Nichts. Keine Investitionen, keine Zukunft, das Armenhaus Österreichs. Und dann noch der Glykolskandal von 1985. Na servas. Der ärmste Teil Österreichs, vergessen fast. Kleine Betriebe, abgeschieden, oft nur im Nebenerwerb für den Eigenbedarf bewirtschaftet. Das Schöne an Geschichte: Sie verändert sich. Nach dem Aufbrechen des eisernen Vorhangs lag das Burgenland plötzlich mittendrin in Europa. Und der Weinliebhaber stellte erstaunt fest: Hoppala, da wächst ja wasSo, das war es dann auch mit dem Blick in die Geschichte und schlechter Laune.

Ohne tiefere Bedeutung - aber immer gut. Schnitzel. 
Denn die Burschen (der Frauenanteil unter der Winzerschaft ist leider ziemlich gering) verstehen es, großartige Weine zu machen. Beispielhaft sind die Weine vom Eisenberg, eine DAC und die kleinste Appellation Österreichs. Nicht einmal doppelt so groß wie das Juliusspital in Franken (…,. Frankenvergleiche sind meine Schwäche … ) ganze 200 Hektar ist die Appellation groß. Hauptsächlich Blaufränkisch wird angebaut, da die ganze G’schicht relativ hoch liegt, werden die Weine aber nicht dick und schwer, sie haben in aller Regel einen frischen, würzigen Kern. Der Boden trägt das seine dazu bei: Viel grüner, oxidierter Schiefer, darüber eine mehr oder weniger starke Lehmschicht, gewürzt mit einem Eisenanteil. Muss ja auch, bei dem Namen: Eisenberg DAC. Noch ein Geheimtipp, was da produziert wird von 46 (!) Winzern. Eine Handvoll von ihnen wird in München dabei sein. 

Harald in Love: Fortified Wein vom Stephan O. 
So. Das war der Eisenberg. Gibt aber noch mehr im Burgenland. Das pannonische Klima ( … noch so ein Wort das immer benutzt wird und keiner weiss genau was es ist, deshalb: hier ) und der Neusiedlersee ums Eck, das erlaubt auch die Produktion edelsüßer Weine. Wem Ausbruch und Co. nicht genug sind: Vor kurzem habe ich einen gespriteten Roten im Glas gehabt. Shakespeare in Love? Nö, ich in Love mit Shakespeare. So heisst dieser an Portwein erinnernde Tropfen von Stephan Oberpfalzer an den ich mich verloren habe. Stehe auf das Zeug. Wegen der oben angesprochenen Wärme die jetzt wieder notwendig wird. Apropos: Der gute Oberpfalzer kommt am 25. November nochmal nach München. Als Solokünstler. Noch ein Tipp (mehr dazu hier). Und in der Tonhalle kann man vorkosten. G’schickt, wie der Ösi so sagt.


Noch mehr Argumente für den Besuch in der Tonhalle? Wie sieht es mit dem Jahrgang 2016 aus? Wie fast überall in Europa, kleine Menge, aber großartige Qualitäten. Oder wie der Weinbauverband sagt: „2016 bringt uns sortentypische Aromen, ein ausgewogenes Säurespiel und samtige Fülle am Gaumen.“  Das ist jetzt nicht wirklich keine Formulierung, die mich antörnt. Ich steh mehr auf die vielen jungen Winzer, die sind wie das Burgenland. Immer charakterstark, meist puristisch, selten beliebig. Echte Typen halt, die mir die Wärme der Region ins Glas bringen. Wer neben mir hin will zum Wärmesuchen: Da gehts lang ....

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